Als ambitionierte Dreikämpfer sind wir Kummer gewohnt, lädt unsere individualsportive Leidenschaft ja qua Definition nur bedingt zum Beisammensein ein. Wie in etlichen Aufsätzen aus unserer Feder bereits ausführlichst behandelt, hatte man sich schon recht kurz nach Beginn der dreiathletischen Karriere damit abgefunden, während der Saison kaum gesellschaftlichen Verpflichtungen und Lustbarkeiten nachzukommen, stets früh im Bett zu liegen, etwaige Partner vor allem schlafend anzutreffen und den Großteil unserer Trainingseinheiten solo zu verbringen. Man könnte somit mutmaßen, dass sich durch die Ausgangsbeschränkungen für die meisten von uns also kaum etwas geändert hat und als Mutti verkündete, dass sportliche Ertüchtigung weiterhin gern gesehen ist und man zudem nicht nur alleine, sondern notfalls auch zu zweit vor die Türe darf, guckte sich komplett Triathlon-Deutschland an, grinste und sagte, „na, dann ist ja alles wie immer!“

Die Schließung der Schwimmbäder und Fitnesstempel gereichte da schon eher zur Knacknuss! Zugseiltraining ist ja schön und gut und die ganz Ambitionierten unter uns können sich auch in den eigenen vier Wänden zum Bodenturnen aufraffen bzw. niederlegen; dass die ganze Schinderei einstweilen aber bloß dem Selbstzweck dient, hat hier und da aber durchaus Motivationslöcher heraufbeschworen. Wenn kein Rennen in Sicht ist, um die Leibesertüchtigungsergebnisse mit all den anderen Eigenbrötlern zu vermessen, gewährt man der fleischlichen Hülle ja durchaus etwas mehr Gnade als normalerweise zu dieser Jahreszeit. Da werden die letzten beiden Runden der Intervalleinheit eingetauscht gegen eine Stippvisite beim Bäcker oder die zornige kurze Radeinheit ersetzt durch einen deutlich dreistelligen Ausdauerritt, weil man froh ist, dem heimischen Verließ mal für eine Weile entfleuchen zu können.

Der Großteil unserer Mitbürger schüttelt höchstwahrscheinlich den Kopf darüber, dass nicht wenige Triathleten in dieser Tage geschlossene Sportplätze einbrechen, um dort genauso einsam wie vorbildlich distanziert ein paar Runden abzuschlappen. Der Durchschnittsdeutsche sitzt stattdessen wohl lieber auf dem Sofa, guckt wahlweise Nachrichten oder Netflix und bemüht hier und dort eine Selbstoptimierungs-App, um von sich behaupten zu können, sie Zeit in Einzelhaft bestmöglich genutzt zu haben. Wir aber polieren uns ganz dienstbeflissen, wenn auch mit ein paar Augenzudrückern, weiterhin die Fresse und freuen uns über das geilste Hobby der Welt…

Zum Schluss noch ein Tipp noch für die Veranstalter etwaiger in diesem Sommer stattfindender Rennen: Stockt die Anzahl der Rettungskanus beim Schwimmen lieber prophylaktisch etwas auf – kann ja niemand absehen, wie desolat es um die Bleienten als Folge des ausgefallenen Schwimmtrainings bestellt sein wird.


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Bundeskassner

Ulli ist typischer Triathlet: Kann alles ein wenig, aber nichts richtig! Deshalb lehnt er sich am liebsten mit einem Käffchen zurück und lästert.