Halbstarke hängen in der hintersten Ecke des Autoscooters ab und dissen jeden Eindringling, Boxer treffen sich zum offiziellen Stare-Down beim Wiegen am Vorwettkampftag und Triathleten flanieren über die Race-Expo und präsentieren sich bei Pasta-Party und Wettkampfbesprechung. Da sind sie also wieder, die genauso bunt bejackt- wie besohlten Ausdauerdreikämpfer, die in der ihnen so eigenen Zwanghaftigkeit das Eventgelände schon Tage vor dem Wettkampf bevölkern. Ein lustiges Schauspiel ergäbe das, würde mal jemand die Sonne aus- und Schwarzlicht einschalten… normale Passanten würden ausgeblendet und von den neon-affinen Athleten stolzierten nur noch herrenlose Socken, Schuhe und Visoren umher.

Noch reizvoller ist das Gorillaeske Aufgepluster, das an den Tag gelegt wird, wenn man bei derlei Veranstaltung hunderte von Hobby-Athleten unangeleint herumlaufen lässt: Außenstehende, die eisessenderweise Zeugen dieses Rituals werden, könnten meinen, die Weltmeisterschaft sei in der Stadt und es würden ausschließlich Profis mitmachen! T-Shirts ohne Sponsorenaufdruck sind da genauso selten anzutreffen (vgl. Selbstdarsteller) wie freundlich dreinschauende Sportskollegen! Da wird jeder potentielle Gegner direkt zu Staub zerstarrt! Wo kämen wir denn auch hin, wenn die Rivalität nicht mindestens genauso sicht- und spürbar ausgetragen würde, wie das von den Fußballern vorgemacht wird?!

Spannend wird’s für den, der auf der letzten lockeren Radrollerrunde dieselbe Türsteher-Miene aufzieht, wenn ihm offenkundig, weil mit komplettem Zeitfahrmaterial ausgerüstet, ein Konkurrent entgegenkommt und er erst kurz vor knapp erkennt, dass der dasselbe Vereinstrikot spazieren fährt. Abgesehen vom Auftrag an den Trikotwart, endlich Zwirne mit besserem Erkennungswert zu kreieren, hat die kurze Zeitspanne zwischen Pokerface, Freund erkennen und Umschalten auf „Hallo, Vereinskollege!“ einen hochoffiziellen Namen: Die Rowdy-Busenfreund-Latenz vermögen nur wenige so kurz zu halten, dass die ursprünglich versprühte Abneigung nicht auffällt.

Verlassen kann man sich trotz noch so ungeniert ausgelebten Machotums aber auf eines: Wenn die Sieger schon geduscht, geadelt und auf dem Weg nach Hause sind, spielen sich draußen auf der Laufstrecke Szenen ab, die jede Spur von Selbstdarstellung, -beherrschung und -überschätzung vermissen lassen und stattdessen nur noch der Selbstgeißelung zuträglich sind! Da ist es wie beim fiesen Männerschnupfen: Es wird ums pure Überleben gekämpft! Wahrlich heldenhaft!

p.s. Ist das in der Damenwelt eigentlich genauso?

Bundeskassner

Ulli ist typischer Triathlet: Kann alles ein wenig, aber nichts richtig! Deshalb lehnt er sich am liebsten mit einem Käffchen zurück und lästert.