Kilometerlange Furchen sind durch das Land getrieben worden per Pedes und Pedalkraft! Und wie häufig man den Pool des heimischen Schwimmbades nicht nur mit der eigenen Armkraft und dem (zumeist unzureichenden) Beinschlag umgerührt hat, vermag niemand zu zählen. Dass man ebendiesen Pool aber auch mindestens 1,5 Male ausgetrunken hat, ist unbestritten! Die sich direkt im Anschluss stellende Frage, wieso er dann nicht leer ist, lassen wir mal so im Raume stehen.

Seis drum! Man hat jedenfalls trainiert! Zwar niemals genug in den Augen eines überambitionierten Hobbymöchtegernprofisportlers, aber doch immerhin und vor allem nachweislich! Jedenfalls naht nun der große Tag, der Hauptwettkampf, der Saisonhöhepunkt, schlussendlich also der Zahltag! Und plötzlich verhält es sich wie mit roten Ampeln, wenn man es eilig hat: Nicht nur trifft man überall hustende, schnupfende und auch ansonsten mit Bazillen um sich werfende Mitmenschen, auch der Arsch zwickt plötzlich! Und der Fuß! Das Knie sowieso und der Nacken fühlt sich auch nicht so an, als wolle er alsbald 180km in Aeroposition durch die Landschaft georgelt werden! Außerdem juckt der Hals, das schlechte Schlafen hat nichts mit Aufregung zu tun, sondern ist Vorbote einer Krankheit, die zu wochenlanger Bettlägerigkeit führen wird! Ganz bestimmt! Von den nächtlichen Schweißduschen mal ganz zu schweigen!

Das muss dieser Open-Window-Effekt sein, von dem in den Fachpostillen so viel zu lesen ist! Als ausgemergelter Ausdauerfuzzi hat man den bösen Umwelteinflüssen (Wind, Wetter, Lecknasen, Naschi und derlei mehr) ja ohnehin kaum etwas entgegenzusetzen; nach monatelangem Training und kurz vor dem herbeigesehnten Großkampftag scheinen sich nun aber Muskelfasern, Gelenke, Sehnen und alle unter der Sonne bekannten Krankheiten (inklusive Fußpilz und eingewachsener Haare) verschworen zu haben mit dem alleinigen Ziel, den ohnehin sozial schon untergetauchten Dreikämpfer vollends aus dem öffentlichen Leben zu tilgen! Nichts mehr anfassen, niemanden treffen, Hände schütteln sowieso nicht und -um Himmels Willen- keine zum Verzehr gedachten und somit also direkt mit der Mundschleimhaut in Kontakt kommenden Darreichungen von Servicekräften entgegennehmen, wenn letztere auch nur den leisesten Anschein von Krankheit versprühen (wobei „versprühen“ hier haargenau das richtige Wort ist). Man könnte sich auf den letzten Metern ja noch einen aufsacken! Wenn schon keine Arschmuskelzerrung, wobei das bestimmt auch ansteckend ist, dann doch aber bestimmt die gemeine Sommerschweinegrippe! Und zack, wäre alles dahin!

Auch Verletzungsherde sind unbedingt zu meiden! Zum Bus sprinten? Komplett verboten! Aber wer zu dieser fragilen Zeit überhaupt noch mit dem öffentlichen Nahverkehr fährt, der hat das Hypochondertum noch nicht letztinstanzlich durchgeholt! Individualverkehr ist das Stichwort! Und das hat in diesem Kontext nichts mit der Hand im Maschinenraum zu tun! Sonst natürlich immer! Aber auch das soll tunlichst unterlassen werden! Der nötige Race-Druck könnte leiden! Und bei gemeinsamer Ausübung ist wieder die Verletzungsgefahr zu hoch! Fuß im Gesicht, gemeinsam aus dem Bett gefallen, vom Küchentisch gerutscht und den Hintern geprellt! Nicht auszudenken!

Nein, nein! Immer schön brav sein, bloß keine Experimente machen, lieber nochmal an der Apotheke anhalten und prophylaktisch was Teures einwerfen und am allerbesten das Haus dann einfach bis zum Raceday nicht mehr verlassen! Danach geht das Leben wieder los! Zumindest für diejenigen, die sich nicht einen bleibenden Schaden eingebrockt haben!

Bundeskassner

Ulli ist typischer Triathlet: Kann alles ein wenig, aber nichts richtig! Deshalb lehnt er sich am liebsten mit einem Käffchen zurück und lästert.