Neulich im Bekanntenkreis gab es sie wieder. Diese Situation, in der sich ein guter Freund, der weder nettem Beisammensein noch gutem Kaffee abgeneigt ist, als absolut obrigkeitsstaatlich denkenden Menschen seinem Trainingsplan gegenüber outet. Gibt man „Obrigkeitsstaatliches Denken“ bei Google ein, landet man schnell bei Artikeln über die Weimarer Republik, Grundsätzen nationalsozialistischen Denkens oder so einfachen Aussagen wie „Alles fressen was einem vorgeworfen wird…“. Der letzte Teil passt zwar grundsätzlich häufig zur Spezies der Triathleten (zum Thema „Verhalten am Büffet“ oder „Die unbeschreibliche Wirkung von Roter Bete“ schreiben wir bestimmt demnächst noch einen weiteren Blogeintrag – Input gibt es ausreichend), um Büffetfräsen soll es heute aber nicht gehen.

Vielmehr äußern sich Folgen obrigkeitsstaatlichen Denkens im Triathlon in unfassbar komplizierten Terminfindungen mit von eben diesem befallenen Athleten. Es begab sich also zu der Zeit, dass eine Einladung zu einem gemütlichen Frühstück ausgesprochen wurde. Der Triathlet freut sich sehr – es gibt ausreichend zu Essen und es kümmert sich jemand anderes um die Beschaffung! Nun nimmt das Drama aber seinen Lauf: zu früh am Samstag darf es bitte nicht sein, denn er möchte seinen, den Fettstoffwechsel anregenden, nüchternen Auftaktlauf ja nicht mitten in der Nacht machen. Zu spät wäre aber auch nicht günstig, denn zeitnah nach dem den Fettstoffwechsel anregenden, nüchternen Auftaktlauf müssen die Speicher ja gefüllt werden. Nun gut, 11:00 Uhr wäre passend.

Wie lange man denn zusammen sitzen möge? Spontan wolle man das entscheiden? Schwierig, denn auf dem Trainingsplan des Triathleten steht ja noch Schwimmtraining und da ist es selbstredend wichtig, dass man gut gestärkt, aber bitte auch nicht mit gerade erst gefülltem Magen auftaucht. Nicht auszudenken, wie Rührei mit Rucola auf Vollkornbrötchen aussieht, wenn es sich beim anstrengenden 400m Test seinen Weg zurück (wir konkretisieren das hier nicht weiter…) sucht! Aber okay, bis 13:00 Uhr sollte er es einrichten können.

Der Tag kommt, das Frühstück findet statt, es ist eine nette Runde, der Uhrzeiger (gibt es auf der digitalen, alles trackenden Sportleruhr nicht, aber früher sagte man das so im deutschen Sprachgebrauch) bewegt sich Richtung 13:00 Uhr und plötzlich klingelt es an der Tür. Ein alter Freund hatte sich angekündigt und begrüßt nun überschwänglich die Runde. Unser Triathlet bekommt Puls (wie die digitale, alles trackende Sportleruhr zeigt) und er kommt heftig ins Schwitzen. Alter Freund, großes Wiedersehen, Trainingsplan, noch ein Kaffee?, aber der 400m Schwimmtest, später erst schwimmen gehen?, aber das Leistungshoch ist doch bei ihm immer mittags, morgen erst schwimmen gehen?, aber da stehen ja 5 Stunden Radfahren, koppeln und Stabi auf dem Plan. Kurzum, er ist zerrissen.

Die Autorin schließt die Geschichte, lässt das Ende offen und regt alle obrigkeitsstaatlich denkenden Triathleten an dieser Stelle an, den Trainingsplan auch mal Trainingsplan sein zu lassen und mit dem alten Freund ein Eis essen zu gehen!

Erfahrungsberichte, mögliche Geschichtsenden aus eurer Sicht und gute Ratschläge für andere obrigkeitsstaatlich denkende Triathleten könnt ihr gerne in den Kommentaren unter diesem Artikel hinterlassen. Wir sind gespannt!

Zahlenfee